23November
2013

Mein Alltag in Ghana

Seit dem letzten Eintrag passierte nicht allzu viel aussergewoehnliches, weshalb ich nur kurz ueber die vergangene Woche berichten werde, um dann ein paar allgemeine Erfahrungen wiederzugeben:

Nach unserem Trip nach Accra sind wir seit Anfang dieser Woche nur noch zwei Freiwillige hier im Waisenhaus. Am Montag uebernahmen wir mal wieder spontan den Unterricht in Klasse 4-6, da nicht alle Lehrer kamen - die goennten sich wohl ein verlaengertes Wochenende... Ausserdem schafften wir es endlich, nachmittags mal ins Dorf zu gehen und uns dort ein wenig umzuschauen. Dabei sprach uns die Frau an, die uns zu Beginn unseres Aufenthaltes hier zu ihrer Kirche gefuehrt hatte, und wir folgten ihr zu dem Hof hinter dem Haus, in dem sie lebt. Dort unterhielten wir uns mit einem Musiker und Farmer aus dem Norden Ghanas, bis wir zurueck zum Waisenhaus mussten. Die restlichen Nachmittage verbrachten wir vor allem mit Hausaudfgabenhilfe in Mathe sowie mit dem Singen von Liedern und dem Anschauen von Buechern und Zeitschriften. Gestern waren wir vormittags noch in Kasoa, trafen uns mit zwei anderen Freiwilligen und gaben - neben einem kurzen Marktbummel -  in einer Naeherei einige Kleidungsstuecke in Auftrag. Jetzt sind wir gespannt auf Dienstag, wo wir diese abholen werden!

 

Und nun also etwas zu verschiedenen Aspekten des - bzw. meines - Lebens hier:

  • Wir leben in dem Dorf Gomoa Buduatta (das wir leider noch auf keiner Landkarte gefunden haben...). Hier stehen Lehm- und Steinhaeuser an teils geteerten, teils Sandstrassen. Alles ist dabei von viel Gruen - Feldern und Regenwald - umgeben. Und ueberall, wo man hinkommt, begegnen einem Ziegen, Huehner und Eidechsen - letztere auch in sunserem Zimmer.
  • In Gomoa Buduatta gibt es uebrigens auch ein Health Center, wo einfache medizinische Versorgung (Malaria-Schnelltest, Fieber messen, ...) gewaehrleistet wird. Es gibt zwar keine Aerzte, aber immerhin ist das Center rund um die Uhr geoeffnet.
  • Die Muellentsorgung ist hier so einfach wie problematisch: die Abfaelle werden - manchmal an einer bestimmten Stelle - fallen gelassen und dann ab und zu verbrannt, was dann auch so riecht - nach verbranntem Plastik...

Schliesslich noch etwas zu unseren Ausfluegen:

  • Diese unternehmen wir meist am Wochenende, wobei wir mit den Tro-Tros (alte Kleinbusse, teilweise auch aus Deutschland; mehr oder weniger gut in Schuss) sehr guenstig von einem Ort zum anderen kommen. Dabei kann man ausserdem suoer Einkaeufe machen, da bei Zwischenstopps oft sofort viele Haendler mit Wasser, Eis, ... an die Fenster kommen. Ausser bei dieser Gelegenheit besorgen wir das meiste  auf Maerkten oder in Stalls - kleine private Laeden, meist in Form von ueberdachten Staenden oder kleinen Huetten.
  • Auf allen Wegen wird man oft angesprochen - How are you? What is your name? Where are you going?. Manchmal ignorieren wir dies, manchmal antworten wir im Vorbeigehen und manchmal kann man die Gelegenheit nutzen, um gleich im Anschluss nach dem Weg zu fragen - sehr effektiv, da so ziemlich jeder sehr engagiert dabei ist, einem zu helfen. Und wenn e r selbst nicht Bescheid weiss, dann fragt er sich halt so lange durch, bis man alles gefunden hat.
  • Unsere Verstaendigung verlaeuft dabei eigentlich ausschliesslich in Englisch, da das alle halbwegs koennen (selbst die Kinder im Waisenhaus), sodass wir kaum Gelegenheit bzw. die Notwendigkeit haben, Fante oder Twi zu lernen.
  • Zum Schluss noch ein paar - aus meiner Sicht etwas kuriose und ueberraschende - Erlebnisse und Sichtweisen:

- Viele Ghanaer verstehen es meist ueberhaupt nicht, warum man als Vegetarier freiwillig auf Fleisch verzichtet - wer es sich leisten kann, isst hier, glaube ich, taeglich Fisch oder Fleisch.

- Auch wurde ich schon ein paar Mal darauf angesprochen, warum ich denn keine Ohrloecher habe - das ist wohl Zeichen einer bestimmten Religion...

- Wir haben erzaehlt bekommen, dass die Ghanaer in allen Weissen Jesus sehen - ob sie wohl deshalb so freundlci hsind und sich freuen, uns zu sehen?! ;-)

- Die langen Haare und Zoepfe der ghanaischen Frauen sind eigentlich immer aus Kunsthaar - ihre echten Haare wachsen nicht so lang...

- Und als letztes: Dass Ghana kein touristisches Land ist, merken wir vor allem auch daran, dass wir noch keine Postkarten gefunden haben!

- Ach ja, und noch was: Es ist denkbar einfach, hier einen Geldautomaten zum Absturz zu bringen: Einfach eine deutsche Mastercard bei der falschen Bank reinstecken und warten:-)